Dienstag, 16. Juli 2013

Kühe, Monsun und essen mit der rechten Hand

WOTR, die NGO bei der ich arbeite beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema Wasser. Der Bundesstaat Maharashtra ist ein sehr wasserarmer Bundesstaat. WOTR versucht mit verschiedenen Projekten das vorhandene Wasser effizienter zu nutzen und somit die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. 
Die Mitarbeiter von WOTR sind alle sehr freundlich und interessieren sich sehr für uns ausländische Praktikanten. Sie sind sehr neugierig, so ist eine der häufigsten Fragen, wie teuer denn ein Flugticket von Zürich nach Mumbai kostet. Der Arbeitsauftrag ist nicht so klar bestimmt, nächste Woche besuchen wir vielleicht zum ersten Mal ein Dorf in dem ein Projekt zum Thema Trinkwasser durchgeführt wird. Unsere Aufgabe besteht nachher darin ein so genannter Watershed Voice zu diesem Thema zu verfassen. Dafür werden wir Interviews mit den Dorfbewohnern durchführen und auch oft im Dorf übernachten. 

Nun aber zu den Kühen: Eigentlich sind ja alle Tiere in Indien heilig, das bekannteste Beispiel in Europa sind aber die Kühe. Diese laufen frei herum und Leute geben ihnen ab und zu ein Sack mit Gras oder Gemüse. Sie sind erstaunlich ruhig, den sie sind dem ständigen Hupen der Tuktuks und der unzähligen Motorräder ausgesetzt. Also wenn ich eine Kuh wäre würde ich dies keinen Tag aushalten. 


Die Stadt in der wir wohnen heisst Ahmednagar. Für indische Verhältnisse ist sie mit 350'000 Einwohnern relativ klein. Ausländer verirren sich selten hierher, daher sind wir doch eine gewisse Attraktion. Die Leute kommen auf dich zu und unterhalten sich mit dir. Das finde ich immer sehr interessant. Am nächsten Tag erkennen sie dich auch wieder und rufen dich zu sich hin. Es geht meistens um das Thema Geld. Das ist für die Inder am interessantesten. Die Verkäufer wollen wissen wie viel man für ihre Gegenstände in der Schweiz bezahlen muss. Die Stadt hat einen sehr farbigen und lebendigen Bazaar mit allen erdenklichen Produkten. Dort lässt es sich stundenweise aushalten!




Momentan ist in Indien Monsunzeit. Und dabei offenbart sich auch das Problem mit dem Wasser. Es regnet einen Tag lang, aber am nächsten Morgen ist schon wieder alles ausgetrocknet. Der Boden kann das Wasser nicht aufnehmen. Die Strasse verwandeln sich bei Regen innert Minuten in ein Schlammfeld was aber nicht weiter schlimm ist. 
Das Essen hier ist köstlich, trotz der beinahe ausschliesslich vegetarischen Gerichte. Ich esse bei einer Familie im Haus. Man isst am Boden und natürlich mit den Händen, also nur mit der rechten Hand. Für mich als Linkshändler war dies ein kleines Problem zu Beginn aber jetzt kann ich den Reis schon ziemlich gut ins Maul schaufeln. Es ist immer sehr interessant ihre Geschichten zu hören. Es essen auch immer ein paar Jugendliche in diesem sogenannten "Mess". Sie studieren hier, kommen aber von weit weg und können deshalb am Abend nicht nach Hause. Die Familie hat mich sehr offen empfangen und mittlerweile bedanke ich mich mit "Namaste Kaaku" und "Namaste Kaaka", dies heisst Danke Onkel und Danke Tante. Einer ihrer Söhne heiratet nächste Woche und hat mich auch zu seiner Hochzeit eingeladen. Dort müsse man dann aber tanzen hat er gesagt :)
Am Wochenende sind wir in Ahmednagar geblieben. Datta, ein Mitarbeiter von WOTR besuchte uns mit seinen beiden Söhnen. Diese sind verrückt nach Fussball und ich konnte ihnen ein paar Tricks beibringen. Gastfreundlich wie die Inder sind, fuhren wir nach dem anstrengenden Fussballspiel zu Viert (!) auf dem Motorrad zu seinem Haus. Köstliches Curry wurde serviert und die Kinder zeigten voller Stolz ihre Zeichnungen aus der Schule. 
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Lebensinhalts der Inder ist Cricket. Überall wird Cricket gespielt, so auch neben unserem Büro jeweils Samstags und Sonntags. Ich fragte ob ich auch mitspielen darf und durfte sogleich mal "bowlen", dies ist zu vergleichen mit dem Pitcher beim Baseball. Das Spiel macht sehr viel mehr Spass als wenn man es am TV schaut! Eine weitere sehr gute Beschäftigung an einem regnerischen Tag ist der Besuch beim Coiffeur. Dort kriegt man nicht nur eine gute Frisur und eine Rasur, sondern auch eine Kopfmassage und den obligatorischen "Chai-Tee" und das ganze für unschlagbare 1.20 CHF. Ich werde noch ein paar Mal zum Coiffeur gehen :)

Morgen beginnt unser erster Fieldtrip zu den Dörfern! Bis später!



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