Montag, 29. Juli 2013

Indische Hochzeit

Die Leute bei der Mess sind wie eine grosse Familie. So wurden wir auch zu der Hochzeit des Sohnes eingeladen. Dazu später mehr. Die Gastfreundschaft in Indien ist riesig. Die Leute laden ausländische Gäste gerne zu sich nach Hause ein und sind sehr stolz ihr zu Hause und ihre Kochkünste zu zeigen. Vor der Reise dachte ich, ich werde ein bisschen abnehmen hier in Indien. Leider ist das Gegenteil der Fall. Der Lieblingsspruch der Inder ist dann auch "please eat more". Am Abend "rolle" ich dann meistens nach Hause. Wir wurden von einer unserer Mitarbeiterinnen in ihre "Mess" eingeladen, was wir natürlich gerne annahmen. Wenn die Inder Gäste aus dem Ausland empfangen gibt es manchmal ein spezielles Ritual. Dies sieht dann so aus: 


Hier bekomme ich einen roten Punkt auf die Stirn, dann ein paar Reiskörner drauf und am Schluss noch ein bisschen Zucker zum essen. Das ist das Ritual der Hindi wenn sie einen Gast empfangen. Zu essen gibt es meistens Chapati (indisches Brot) mit Gemüse und dann Reis mit Dahll. Manchmal auch ein Dessert. Ich esse hier ausschliesslich vegetarisch. Chicken ist hier noch so lecker und anderes Fleisch gibt es nicht. 
Nun zur Hochzeit: Als Geschenk für das Brautpaar haben wir eine Wanduhr, natürlich typisch schweizerisch, gekauft. Die Hochzeitszeremonie findet immer in einer "Wedding Hall" statt. Das benötigt man auch, denn es kommen um die 1500 Leute. Vor der Zeremonie besucht man den Tempel und betet die Götter für eine gute Ehe an. Für die speziellen Gäste gibt es einen Turban:



Wir durften auch an der Zeremonie beim Tempel teilnehmen. Es werden wieder die Götter angebetet und auch die Kleidung gewechselt. Die Braut ist traditionell mit viel Gold geschmückt. Indien ist darum auch der grösste Goldimporteur der Welt. Anschliessend an die Zeremonie beim Tempel folgt die Zeremonie in der Wedding Hall. Das Brautpaar gilt offiziell verheiratet, nachdem sie sich gegenseitig Blumenkränze umgehängt haben. Bis dahin dürfen sie sich nicht in die Augen schauen, dazu dient auch ein Tuch, dass zwischen die beiden gespannt wird. Verschiedene Leute wünschen dem Brautpaar alles Gute (auf alle Fälle denke ich, dass sie das gesagt haben, verstanden habe ich natürlich nichts). Die Zeremonie dauert ungefähr 20 Minuten, anschliessend gibt es das grosse Festessen, natürlich auch auf dem Boden. Gegessen wird in zwei Schichten, da es nicht für alle Leute in der Halle Platz hat. Das Essen war köstlich und leider durften wir leider erst mit essen aufhören, als wir auch die sechste Portion Desert aufgegessen hatten. Bei der indischen Hochzeit läuft alles nach Schema ab, anschliessend ans Essen folgt die Geschenkübergabe und anschliessend ist der offizielle Teil beendet. 





Das ist unser Bild mit dem Brautpaar. Ihr fragt euch jetzt vielleicht wieso die Braut beinahe weint. Das ist normal, denn sie soll zeigen, dass sie traurig ist ihre alte Familie zu verlassen. 


Am Abend war den indischer Tanz angesagt. Leider musste ich als Ausländer da auch mitmachen. Wieder gab es aber zuerst viel zu viel zu essen. Da tut ein bisschen tanzen danach nur gut. 



Eine indische Hochzeit ist einzigartig, wunderschön, traditionell aber auch fröhlich. Auf jeden Fall eines der besten Ereignisse die ich je gesehen habe. Dabei noch als VIP eingeladen zu werden ist wunderschön und unvergesslich. 
Bis zum nächsten Mal, dann gibt es einen Bericht zu den Höhlen von Ellora. 

Montag, 22. Juli 2013

Arbeiten in Indien

In Sachen Effizienz ist Indien ein bisschen anders als die Schweiz, alles läuft gemächlicher ab. Auch die Arbeitszeiten sind verschieden. Während in der Schweiz von 8 -5 gearbeitet wird, beginnt man hier erst um 9:30 Uhr, was ich natürlich nicht schlecht finde. Am Abend kann es aber auch mal 20:00 Uhr werden. Die Inder haben auch nur jeden 2ten und 4ten Samstag des Monats frei, die anderen Beiden sind normale Arbeitstage. 
Letzte Woche stand unserer erster Field Trip auf dem Programm. Auch da sind sie sehr spontan, so mussten wir innerhalb von 10 Minuten unsere Sachen packen und den Bus in ein abgelegenes Dorf nehmen von wo uns ein Fahrer dann ins Training Center "Darewadi" brachte. Das Center ist sehr modern, hier werden auch internationale Trainings zum Thema Watershed oder nachhaltiger Landwirtschaft abgehalten. Das Center wird zu 100% mit Solar- und Windstrom bewirtschaftet. Wir waren dort nicht allein. Gerade wurde ein Training für Farmer aus der Region Uttar Pradesh durchgeführt. Diese waren natürlich sehr an uns Ausländern interessiert und manchmal kam ich mir schon ein bisschen wie bei einem Staatsbesuch vor. Gerade bevor wir mit zwei Jeeps davonrasten, durfte ich noch schnell ein Autogramm in ein Buch von einem Farmer kritzeln und einem anderen noch meinen Namen und Telefonnummer in sein Adressbuch schreiben. Am Abend zuvor haben wir ihnen auch das Kartenspiel "Tschau Sepp" beigebracht, das fanden sie sehr lustig!


Jetzt fragt ihr euch vielleicht was ein Watershed ist: Anbei ein Bild wie das ganze am Schluss aussieht.


Und so sieht es zu Beginn aus:


Die Idee dahinter ist, dass man verhindern will, dass die oberste Erdschicht von den starken Regenfällen weggeschwemmt wird. Die Idee ist sehr einfach, die Umsetzung eigentlich auch aber der Einfluss ist enorm. Durch die Gräben bleibt das Wasser dort stehen und sickert in den Boden, was den Grundwasserspiegel erhöht und somit auch das Wasservorkommen in den Brunnen der Dörfer vergrössert. Zudem werden auf diesen kleinen Hügeln neue Bäume gepflanzt um den Boden noch besser zusammenzuhalten. Ein Gebiet von 20000 Hektar war 1996 noch Wüste, heute werden wieder Tomaten, Baumwolle oder Granatäpfel angebaut. Nicht nur auf das Wasservorkommen haben diese Projekte einen positiven Einfluss, auch die Migration der Leute (früher mussten die Leute während der Dürrezeit in andere Dörfer/Regionen auswandern um Arbeit zu suchen) konnte stark reduziert werden, was wiederum die Schulbesuchszeit der Kinder start erhöht hat. Der Lebensstandard der enorm gastfreundlichen Leute wird durch einfache aber nachhaltige Projekte gesteigert. 
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die eigene Mithilfe der Dorfbewohner. Das Projekt wird nicht gänzlich von WOTR bezahlt. 20% müssen die Dorfbewohner in Form von Gratisarbeit selber beisteuern. Auch werden wichtige Kompetenzen an einen Dorfrat abgetreten, damit das Projekt schlussendlich vom Dorf weiterentwickelt wird und sich sozusagen verselbstständigt. WOTR hilf weiterhin beim Monitoring und berät die Dörfern in ihrem weiteren Vorgehen. 
Der Gründervater von WOTR ist der Schweizer Jesuitenpriester, Hermann Bacher. Er ist in diese abgelegene Gegend gekommen, weil hier der Einfluss der Arbeit am besten sichtbar wird. 



Anstatt von Darewadi wieder nach Ahmednagar zurückzufahren besuchten wir am Wochenende Pune, die siebtgrösste Stadt Indiens. Mein Respekt vor den Strassen Indies ist schon beinahe bei Null, was vielleicht nicht so gut ist. Wenn man aber nicht einfach in die Strasse reinläuft gelangt man nie an die andere Strassenseite. Man streckt einfach die Hand hinaus und die Autos halten dann schon an. Pune ist nicht unbedingt eine mit vielen Sehenswürdigkeiten gesegnete Stadt. Dennoch haben sich in der Altstadt einige schöne Holzhäuser erhalten. Pune war früher auch der "Monsunzeitsitz" der Bombay Presidency. Das angenehme Klima hat den Engländern wohl sehr gefallen. Auch bekannt ist Pune für den Guru Osho. Viele europäische Jünger in ihrer Midlifecrisis pilgern hierher. Osho verbindet Hinduismus, Buddhismus und noch ein paar weitere Sachen zu einem Mischmasch was viele Europäer anspricht. Dies wird von einigen religiösen Fanatikern jedoch nicht sehr geschätzt und so gab es vor einigen Jahren einen Bombenanschlag in der German Bakery mit vielen Toten. Heute ist diese neu eröffnet und serviert feine Torten die wir natürlich gerne probierten. Das Highlight in Pune war aber wieder einmal der Coiffeur: Eigentlich nur zum Rasieren dort, gab es nachher eine Gesichtsmassage, Rückenmassage und Kopfmassage. Bei der Rückenmassage bin ich mir aber nicht so sicher, denn mein Rücken schmerzt eher mehr als vor der Massage. 



Zu Beginn der dritten Woche ist nun auch unser Auftrag definiert. Einerseits schreiben wir einen Sustainability Report sowie einen Strategy Plan um Firmen zu Spenden zu verleiten. Andererseits werden wir einen Report über ein Trinkwasserprojekt in der Nähe verfassen. Zudem dürfen wir auch ein bisschen selber forschen: Wir haben uns dazu entschlossen zu untersuchen, wieso dass die Dörfer bei einer Dürre das Wasser nicht mit anderen Dörfern in der Nähe teilen (der Monsun kann hier sehr, sehr lokal niedergehen) dies muss nicht unbedingt gratis sein, sie könnten das Wasser ja auch verkaufen tun dies aber nur sehr selten. Weiter wollen wir auch die Abhängigkeit der Bauern von den Marktschwankungen ein bisschen genauer anschauen. Es kommt nicht selten vor, dass ein Bauer seine ganze Tomatenernte wegwerfen muss, da der Markt keine Tomaten mehr braucht. Dies kann auf lange Sicht auch nicht die Lösung sein. 

Bis zum nächsten Mal!




Dienstag, 16. Juli 2013

Kühe, Monsun und essen mit der rechten Hand

WOTR, die NGO bei der ich arbeite beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema Wasser. Der Bundesstaat Maharashtra ist ein sehr wasserarmer Bundesstaat. WOTR versucht mit verschiedenen Projekten das vorhandene Wasser effizienter zu nutzen und somit die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. 
Die Mitarbeiter von WOTR sind alle sehr freundlich und interessieren sich sehr für uns ausländische Praktikanten. Sie sind sehr neugierig, so ist eine der häufigsten Fragen, wie teuer denn ein Flugticket von Zürich nach Mumbai kostet. Der Arbeitsauftrag ist nicht so klar bestimmt, nächste Woche besuchen wir vielleicht zum ersten Mal ein Dorf in dem ein Projekt zum Thema Trinkwasser durchgeführt wird. Unsere Aufgabe besteht nachher darin ein so genannter Watershed Voice zu diesem Thema zu verfassen. Dafür werden wir Interviews mit den Dorfbewohnern durchführen und auch oft im Dorf übernachten. 

Nun aber zu den Kühen: Eigentlich sind ja alle Tiere in Indien heilig, das bekannteste Beispiel in Europa sind aber die Kühe. Diese laufen frei herum und Leute geben ihnen ab und zu ein Sack mit Gras oder Gemüse. Sie sind erstaunlich ruhig, den sie sind dem ständigen Hupen der Tuktuks und der unzähligen Motorräder ausgesetzt. Also wenn ich eine Kuh wäre würde ich dies keinen Tag aushalten. 


Die Stadt in der wir wohnen heisst Ahmednagar. Für indische Verhältnisse ist sie mit 350'000 Einwohnern relativ klein. Ausländer verirren sich selten hierher, daher sind wir doch eine gewisse Attraktion. Die Leute kommen auf dich zu und unterhalten sich mit dir. Das finde ich immer sehr interessant. Am nächsten Tag erkennen sie dich auch wieder und rufen dich zu sich hin. Es geht meistens um das Thema Geld. Das ist für die Inder am interessantesten. Die Verkäufer wollen wissen wie viel man für ihre Gegenstände in der Schweiz bezahlen muss. Die Stadt hat einen sehr farbigen und lebendigen Bazaar mit allen erdenklichen Produkten. Dort lässt es sich stundenweise aushalten!




Momentan ist in Indien Monsunzeit. Und dabei offenbart sich auch das Problem mit dem Wasser. Es regnet einen Tag lang, aber am nächsten Morgen ist schon wieder alles ausgetrocknet. Der Boden kann das Wasser nicht aufnehmen. Die Strasse verwandeln sich bei Regen innert Minuten in ein Schlammfeld was aber nicht weiter schlimm ist. 
Das Essen hier ist köstlich, trotz der beinahe ausschliesslich vegetarischen Gerichte. Ich esse bei einer Familie im Haus. Man isst am Boden und natürlich mit den Händen, also nur mit der rechten Hand. Für mich als Linkshändler war dies ein kleines Problem zu Beginn aber jetzt kann ich den Reis schon ziemlich gut ins Maul schaufeln. Es ist immer sehr interessant ihre Geschichten zu hören. Es essen auch immer ein paar Jugendliche in diesem sogenannten "Mess". Sie studieren hier, kommen aber von weit weg und können deshalb am Abend nicht nach Hause. Die Familie hat mich sehr offen empfangen und mittlerweile bedanke ich mich mit "Namaste Kaaku" und "Namaste Kaaka", dies heisst Danke Onkel und Danke Tante. Einer ihrer Söhne heiratet nächste Woche und hat mich auch zu seiner Hochzeit eingeladen. Dort müsse man dann aber tanzen hat er gesagt :)
Am Wochenende sind wir in Ahmednagar geblieben. Datta, ein Mitarbeiter von WOTR besuchte uns mit seinen beiden Söhnen. Diese sind verrückt nach Fussball und ich konnte ihnen ein paar Tricks beibringen. Gastfreundlich wie die Inder sind, fuhren wir nach dem anstrengenden Fussballspiel zu Viert (!) auf dem Motorrad zu seinem Haus. Köstliches Curry wurde serviert und die Kinder zeigten voller Stolz ihre Zeichnungen aus der Schule. 
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Lebensinhalts der Inder ist Cricket. Überall wird Cricket gespielt, so auch neben unserem Büro jeweils Samstags und Sonntags. Ich fragte ob ich auch mitspielen darf und durfte sogleich mal "bowlen", dies ist zu vergleichen mit dem Pitcher beim Baseball. Das Spiel macht sehr viel mehr Spass als wenn man es am TV schaut! Eine weitere sehr gute Beschäftigung an einem regnerischen Tag ist der Besuch beim Coiffeur. Dort kriegt man nicht nur eine gute Frisur und eine Rasur, sondern auch eine Kopfmassage und den obligatorischen "Chai-Tee" und das ganze für unschlagbare 1.20 CHF. Ich werde noch ein paar Mal zum Coiffeur gehen :)

Morgen beginnt unser erster Fieldtrip zu den Dörfern! Bis später!



Freitag, 12. Juli 2013

Erste Tage in Indien

Die Ankunft in Indien ist wie man es sich vorstellt. Das Flugzeug rüttelt beim Durchflug eines Monsungewitters und als ich aus dem Flugzeug aussteige, empfängt mich ein sehr feuchte und sehr heisse Luft.
In Bombay bleiben wir nur einen Tag bevor es nach Ahmednagar geht. Dort ist der Hauptsitz unserer NGO WOTR. Es stellt sich heraus, dass Ahmednagar nicht so der zentralste Ort der Welt ist. Trotzdem gelingt es uns einen Bus der um halb vier nachmittags abfährt und um Mitternacht in Ahmednagar ankommen soll, zu buchen. In den verbleibenden Stunden besichtigen wir ein bisschen Bombay. Die Sehenswürdigkeiten liegen weit auseinander, zum Glück kostet das Taxi nur 1 Franken. Am beeindruckendsten ist der grösste Bahnhof Indiens, am Tag gehen dort mehr als 2 Millionen Menschen ein und aus.
 



Am Nachmittag schon völlig erschöpft von der Hitze und der Feuchtigkeit suchen wir den richtigen Bus. Zum Glück zeigt uns der nette Herr des Buchungsbüros den Weg. Die Busfahrer sind gerade noch damit beschäftigt ihren Bus zu putzen. Es ist kein normaler Bus, sondern ein so genannter Sleeper Bus. Dieser hat anstatt Stühle 20 Betten drin. wobei Betten ein bisschen übertrieben ist. Eine Matratze gibt Platz für 2 Personen. Die neunstündige Fahrt ist nicht gerade die schönste Busfahr die ich je gehabt habe, aber doch sehr interessant. So interessieren sich die Leute sehr dafür, wie viel die jeweiligen Sachen in der Schweiz kosten und wie viel man dort so verdient.


Ahmednagar ist eine Kleinstadt mit 300000 Einwohnern. Um 1 Uhr Morgens wusste aber leider niemand wo sich unsere NGO befindet und wir hatten es leider auch vergessen nachzuschauen :) So verbrachten wir die Nacht im Hotel. Jetzt mache ich mich zuerst auf die Suche nach unserer NGO, bis zum nächsten Mal.