Montag, 22. Juli 2013

Arbeiten in Indien

In Sachen Effizienz ist Indien ein bisschen anders als die Schweiz, alles läuft gemächlicher ab. Auch die Arbeitszeiten sind verschieden. Während in der Schweiz von 8 -5 gearbeitet wird, beginnt man hier erst um 9:30 Uhr, was ich natürlich nicht schlecht finde. Am Abend kann es aber auch mal 20:00 Uhr werden. Die Inder haben auch nur jeden 2ten und 4ten Samstag des Monats frei, die anderen Beiden sind normale Arbeitstage. 
Letzte Woche stand unserer erster Field Trip auf dem Programm. Auch da sind sie sehr spontan, so mussten wir innerhalb von 10 Minuten unsere Sachen packen und den Bus in ein abgelegenes Dorf nehmen von wo uns ein Fahrer dann ins Training Center "Darewadi" brachte. Das Center ist sehr modern, hier werden auch internationale Trainings zum Thema Watershed oder nachhaltiger Landwirtschaft abgehalten. Das Center wird zu 100% mit Solar- und Windstrom bewirtschaftet. Wir waren dort nicht allein. Gerade wurde ein Training für Farmer aus der Region Uttar Pradesh durchgeführt. Diese waren natürlich sehr an uns Ausländern interessiert und manchmal kam ich mir schon ein bisschen wie bei einem Staatsbesuch vor. Gerade bevor wir mit zwei Jeeps davonrasten, durfte ich noch schnell ein Autogramm in ein Buch von einem Farmer kritzeln und einem anderen noch meinen Namen und Telefonnummer in sein Adressbuch schreiben. Am Abend zuvor haben wir ihnen auch das Kartenspiel "Tschau Sepp" beigebracht, das fanden sie sehr lustig!


Jetzt fragt ihr euch vielleicht was ein Watershed ist: Anbei ein Bild wie das ganze am Schluss aussieht.


Und so sieht es zu Beginn aus:


Die Idee dahinter ist, dass man verhindern will, dass die oberste Erdschicht von den starken Regenfällen weggeschwemmt wird. Die Idee ist sehr einfach, die Umsetzung eigentlich auch aber der Einfluss ist enorm. Durch die Gräben bleibt das Wasser dort stehen und sickert in den Boden, was den Grundwasserspiegel erhöht und somit auch das Wasservorkommen in den Brunnen der Dörfer vergrössert. Zudem werden auf diesen kleinen Hügeln neue Bäume gepflanzt um den Boden noch besser zusammenzuhalten. Ein Gebiet von 20000 Hektar war 1996 noch Wüste, heute werden wieder Tomaten, Baumwolle oder Granatäpfel angebaut. Nicht nur auf das Wasservorkommen haben diese Projekte einen positiven Einfluss, auch die Migration der Leute (früher mussten die Leute während der Dürrezeit in andere Dörfer/Regionen auswandern um Arbeit zu suchen) konnte stark reduziert werden, was wiederum die Schulbesuchszeit der Kinder start erhöht hat. Der Lebensstandard der enorm gastfreundlichen Leute wird durch einfache aber nachhaltige Projekte gesteigert. 
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die eigene Mithilfe der Dorfbewohner. Das Projekt wird nicht gänzlich von WOTR bezahlt. 20% müssen die Dorfbewohner in Form von Gratisarbeit selber beisteuern. Auch werden wichtige Kompetenzen an einen Dorfrat abgetreten, damit das Projekt schlussendlich vom Dorf weiterentwickelt wird und sich sozusagen verselbstständigt. WOTR hilf weiterhin beim Monitoring und berät die Dörfern in ihrem weiteren Vorgehen. 
Der Gründervater von WOTR ist der Schweizer Jesuitenpriester, Hermann Bacher. Er ist in diese abgelegene Gegend gekommen, weil hier der Einfluss der Arbeit am besten sichtbar wird. 



Anstatt von Darewadi wieder nach Ahmednagar zurückzufahren besuchten wir am Wochenende Pune, die siebtgrösste Stadt Indiens. Mein Respekt vor den Strassen Indies ist schon beinahe bei Null, was vielleicht nicht so gut ist. Wenn man aber nicht einfach in die Strasse reinläuft gelangt man nie an die andere Strassenseite. Man streckt einfach die Hand hinaus und die Autos halten dann schon an. Pune ist nicht unbedingt eine mit vielen Sehenswürdigkeiten gesegnete Stadt. Dennoch haben sich in der Altstadt einige schöne Holzhäuser erhalten. Pune war früher auch der "Monsunzeitsitz" der Bombay Presidency. Das angenehme Klima hat den Engländern wohl sehr gefallen. Auch bekannt ist Pune für den Guru Osho. Viele europäische Jünger in ihrer Midlifecrisis pilgern hierher. Osho verbindet Hinduismus, Buddhismus und noch ein paar weitere Sachen zu einem Mischmasch was viele Europäer anspricht. Dies wird von einigen religiösen Fanatikern jedoch nicht sehr geschätzt und so gab es vor einigen Jahren einen Bombenanschlag in der German Bakery mit vielen Toten. Heute ist diese neu eröffnet und serviert feine Torten die wir natürlich gerne probierten. Das Highlight in Pune war aber wieder einmal der Coiffeur: Eigentlich nur zum Rasieren dort, gab es nachher eine Gesichtsmassage, Rückenmassage und Kopfmassage. Bei der Rückenmassage bin ich mir aber nicht so sicher, denn mein Rücken schmerzt eher mehr als vor der Massage. 



Zu Beginn der dritten Woche ist nun auch unser Auftrag definiert. Einerseits schreiben wir einen Sustainability Report sowie einen Strategy Plan um Firmen zu Spenden zu verleiten. Andererseits werden wir einen Report über ein Trinkwasserprojekt in der Nähe verfassen. Zudem dürfen wir auch ein bisschen selber forschen: Wir haben uns dazu entschlossen zu untersuchen, wieso dass die Dörfer bei einer Dürre das Wasser nicht mit anderen Dörfern in der Nähe teilen (der Monsun kann hier sehr, sehr lokal niedergehen) dies muss nicht unbedingt gratis sein, sie könnten das Wasser ja auch verkaufen tun dies aber nur sehr selten. Weiter wollen wir auch die Abhängigkeit der Bauern von den Marktschwankungen ein bisschen genauer anschauen. Es kommt nicht selten vor, dass ein Bauer seine ganze Tomatenernte wegwerfen muss, da der Markt keine Tomaten mehr braucht. Dies kann auf lange Sicht auch nicht die Lösung sein. 

Bis zum nächsten Mal!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen